Ultra-Athlet Volker Fohrmeister // Das große Triple: Petite Trotte à Léon – SwissPeaks360 – Tor des Glaciers

Rückblick auf das Jahr 2022 – Große Ereignisse

Ultra-Athlet Volker Fohrmeister

Das große Triple: Petite Trotte à Léon – SwissPeaks360 – Tor des Glaciers

 

Volker Fohrmeister ist in Lünen dafür bekannt lange – sehr lange – Strecken zu laufen und zu allem „Überfluss“ auch mit vielen Höhenmetern.

Das Jahr 2022 war rückblickend bisher das Highlight des Ultraathleten aus Lünen.

So ergab es sich im August & September, dass drei Großveranstaltungen in der Ultra-Szene aufeinander folgten, von denen jedes für sich genommen für die meisten Ultramarathonläufer ein Karrierehöhepunkt darstellt. Nicht so bei Volker vom RSV Lippe 23 Lünen. Das Saisonhighlight des Jahres sollte ein Triple aus allen drei Wettbewerben in Folge werden.

PTL – Petite Trotte à Léon

Als Startevent nutze Fohrmeister ab dem 22.08.2022 den PTL – Petite Trotte à Léon im Zuge der Woche des szenebekannten Ultra-Trail du Mont-Blanc. Der Wettbewerb führt weit rund um den Mont-Blanc über eine Streckenlänge von 300 km mit 25.000 Höhenmetern. Das Besondere an dem Lauf ist neben Selbstnavigation und enorm ausgesetzten Streckenabschnitten, dass es ein Teamevent ist und man gemeinsam im 2er oder 3er Team teilnehmen muss.

Der Startschuss fiel in Chamonix (Frankreich) und das Zweierteam um Volker Fohrmeister legten einen sehr effizienten Start hin und konnte einen 4ten Platz in der ersten Nacht verteidigen. Aufgrund der Witterung wurde die Strecke vom Veranstalter umgelegt. Die hohen Temperaturen machten eine Gletscherquerung unmöglich. Auf der Umleitung gab es einen ersten Engpass mit der Verpflegung und zu allem Überfluss zerbrachen in dem rauen Gelände mehrere Laufstöcke.

Am Ende der zweiten Nacht kam es dann in einem überwachsenem Geröllfeld zu einem Sturz von Fohrmeisters Partner, bei dem er sich verletzte. Nach bereits 125 km und 10.000 Höhenmetern war so ein längerer Aufenthalt an der ersten großen Verpflegung in Morgex Italien nötig.

Die Verletzung ließ es trotz eines Versuchs schlussendlich nicht zu, dass das Team weiterlaufen konnte. „Wenn man in diesem Gelände nicht fit und aufmerksam ist, ist das Risiko für alle schlicht zu hoch. Wir haben uns beraten und gemeinsam beendet,“ begründet Fohrmeister die Entscheidung zum vorzeitigen Abbruch.

SwissPeaks360

Die zweite Herausforderung kam am 28.08.2022, der SwissPeaks. Der Wettkampf geht über 365 km mit 27.000 Höhenmetern und durchquert das gesamte Schweizer Wallis über das südseitige Gebirge mit dem Ziel am Genfer See.

Nachdem Fohrmeister den Wettbewerb bereits 2021 gelaufen war, konnte er jetzt einen deutlich besseren Start verzeichnen und blieb lange in Reichweite der Top10. Ab ca. Km 100 musste Volker das Tempo drosseln, da er sich Entzündungen in beiden Füßen zugezogen hatte. Bei KM 190 kam dann die Entscheidung ungeplant eine Stunde zu schlafen um den Schmerzen entgegen zu wirken.

Der darauffolgende Abschnitt, eine Hochebene Namens Grand Desert, war der technischste Abschnitt des Wettkampfes. Aufgrund einer Unwetterwarnung entschied die Rennleitung das Rennen für 90 min auszusetzen. Da Fohrmeister zu diesem Zeitpunkt gerade eben an dem Kulminationspunkt vorbei war lief er direkt in starken Nebel und Platzregen hinein. In der Folge verlangsamte sich sein Tempo stark und eine Unterkühlung drohte. Es kostete mehrere Stunden um auch nach dem Wetterereignis während der kalten Nacht die angegriffenen Energiespeicher aufzufüllen.

Die hiermit verlorene Zeit war leider nicht mehr aufzuholen. Fohrmeister konnte auf den letzten 70 der 365 km noch einige Plätze wieder gut machen, die er vorher verloren hatte, aber da der Fokus nun auf dem Folgewettkampf lag wurde nicht mehr viel riskiert.

Im Ziel schlug ein 20 Platz in 117:49 Stunden in der Männerwertung zu buche. Das war immerhin 8 Stunden schneller als im Vorjahr und das trotz der widrigen Bedingungen.

Tor des Glaciers

Nach dem Lauf ist vor dem Lauf – ein alter Spruch der hier wieder Gültigkeit haben sollte. Das Highlight des Triples sollte am 09.09. folgen. Der Tor des Glaciers ist ein selbstnavigierter 450 km langer Wettkampf mit 32.000 Höhenmetern. Er umrundet nonstop das italienische Aostatal über teilweise alte, nicht mehr gepflegte Höhenwege während die Verpflegung, ähnlich dem PTL, ausschließlich über Berghütten und 3 große Verpflegungen in den Tälern geschieht.

5 Tage nach dem Zieleinlauf in der Schweiz beim SwissPeaks stand somit der Start beim Tor des Glaciers an. Und wieder legte Volker einen guten Start hin und konnte sich in den Top10 platzieren.

In der ersten Nacht musste direkt der technisch anspruchsvolle Pass Col Planaval bei Schnellfall passiert werden. Fohrmeister konnte sich in einer zügigen 4er Gruppe festsetzen was die Überquerung etwas sicherer machte.

Das Tempo was Fohrmeister folgend anging war taktisch zurückhaltend. Er gönnte sich ab jetzt jede Nacht 2-3 Stunden Schlaf auf einer der Berghütten, um die dann folgenden schwierigen Passagen so effizient wie möglich zu durchlaufen.

Bei ca. der Rennhälfte stürzte Fohrmeister so schwer auf einer Downhillpassage, dass er sich seinen letzten Reservestock brach und am Rücken verletzte. Der Stock wurde noch vor Ort provisorisch mit Klebeband getaped, war aber kaum noch nutzbar.

Als das letzte Drittel anbrach folgte aufgrund verschiedener Umstände ein Abschnitt, der kaum Verpflegung bereitstellte. Nachdem Fohrmeister seine restliche mitgeführte Ernährung aufgebraucht hatte brach das Tempo ein; er viel auf den 11. Platz zurück. „Ausdauersportler wissen: Ist der Tank einmal richtig leer hat man eine harte Zeit vor sich. Auf diesen Distanzen kann man sich zwar erholen, aber es kostet Zeit und Überwindung – nach 5 Tagen ist Essen keine Freude mehr, obwohl die Voluntäre wirklich die schönsten Sachen auffahren,“ kommentiert Fohrmeister.

Es dauerte eine weitere Nacht und mehrere Verpflegungsstellen bis die Erholung einsetzte. Doch mit dem Ziel nur noch 60km entfernt mobilisierte Fohrmeister Reserven und kämpfte sich am letzten Tag trotz schlimmer werdenden Hustens und Rückenschmerzen bis auf Platz 7 zurück.

Der Zieleinkauf erfolgte nach 148 Stunden und 6 Minuten um Mitternacht des sechsten Tages zusammen mit Rainer Hilz, den Volker Fohrmeister ca. 1 km vor Ziel noch eingeholt hatte.

Ergebnis: Altersklassensieger und Rang 7 im Gesamteinlauf, sowie ein sichtlich zufriedener Ultrasportler aus Lünen.

Fazit:

Trotz der Vorbelastung durch die zwei anderen Läufe konnte sich Fohrmeister um ganze 25 Stunden beim Tor des Glaciers verbessern.

Mit dem 7. Rang im Gesamteinlauf bei einem der schwersten alpinen Ultramarathons der Welt ist Volker Fohrmeister näher an die internationale Spitze auf den Distanzen 300km+ angerückt, „es ist erstaunlich wie weit man als Flachländer in diesen Rennen kommen kann, wenn man diszipliniert und kreativ trainiert – natürlich bin ich neugierig wie weit das geht, denn ich lerne jedes Jahr so viel dazu.“

Jetzt läuft die Vorbereitung auf die Saison 2023 auf vollen Touren. Es bleibt spannend, welche Herausforderungen Volker Fohrmeister dieses Jahr meistern wird.

Wer mehr über die Abenteuer von Volker Fohrmeister erfahren will findet ihn bei Instagram unter

@vofohr